Fakultätskolloquium

 

Christoph Schick: Seit 40 Jahren ein Protagonist der Kalorimetrie
Jürgen E.K. Schawe, Mettler-Toledo GmbH, Heuwinkelstraße 3, 8606 Nänikon, Schweiz


Nach wie vor ist die Thermodynamik ein sehr effizientes Werkzeug, um komplexe Systeme zu untersuchen. Dynamische und modulierte Kalorimetrie gehören daher zu den Standardmethoden zur Messung der Kinetik in metastabilen Materialien.

Christoph Schick hat in den letzten Jahrzehnten in Rostock ein Labor aufgebaut, mit dem dynamische Kalorimetrie in einem Heiz- und insbesondere in einem Kühlratenbereich von 5 ∙10-6 bis 106 K/s und in einem Frequenzbereich zwischen 10-6 bis 106 Hz betrieben werden kann. Damit ist es das führende Labor der dynamischen Kalorimetrie.

In diesem Vortrag wird die Arbeit von Christoph nachgezeichnet, beginnend mit dem Aufbau des Gasfluss-Kalorimeters während seiner Promotion bei H. Tanneberger und E. Donth an der Technischen Hochschule Leuna-Merseburg (bis 1979), über seine Arbeiten zur konventionellen dynamischen Kalorimetrie, bis schließlich zur Entwicklung der nichtadiabatischen Dünnfilmkalorimetrie. Diese experimentellen Arbeiten sind nie Selbstzweck gewesen, sondern sind getrieben durch Fragestellungen zur Dynamik an metastabilen Materialien, insbesondere zum Glasübergang an amorphen und semikristallinen Polymeren und zur Kinetik von Keimbildung, Kristallisation und Schmelzen von makromolekularen Systemen. Bedingt durch die große Nachfrage nach Kooperation mit anderen Arbeitsgruppen und Messungen mit den in Christophs Labor entwickelten Methoden, verbreiterte sich in den letzten zehn Jahren die Palette der untersuchten Materialien und Effekte (z.B. an ionischen Flüssigkeiten und Metallen).

Zur wissenschaftlichen Wirkung von Christoph zählt auch seine langjährige Tätigkeit als Editor der Zeitschrift Thermochimica Acta (seit 2003) sowie insbesondere als Initiator (mit Gün-ter Höhne) und Organisator des Lähnwitz-Seminars zur Kalorimetrie (seit 1990), das sich zu ei-nem hochklassigen internationalen Symposium der Kalorimetrie entwickelt hat.

Zwölf Jahre interdisziplinäre Forschung an Metallen auf dem Weg zum Kompetenzzentrum °CALOR
Dr.-Ing. Benjamin Milkereit, Prof. Dr.-Ing. habil. Olaf Keßler (Vortragender), Lehrstuhl für Werkstofftechnik und Department Life, Light & Matter, Universität Rostock


In den vergangenen zwölf Jahren hat sich zwischen der Arbeitsgruppe Polymerphysik von Christoph Schick und dem Lehrstuhl für Werkstofftechnik eine ausgesprochen fruchtbare Zusammenarbeit etabliert, die im Jahr 2015 in die erfolgreiche Gründung des interdisziplinären Kompetenzzentrums °CALOR des Departments Leben, Licht und Materie mündete.

Der gemeinsame Weg, der zunächst mit der kalorimetrischen Analyse von Ausscheidung-vorgängen in Aluminiumlegierungen begann wird schlaglichtartig nachgezeichnet. In dieser Zu-sammenarbeit haben wir ganz erheblich von Christophs Expertise profitiert. Ohne ihn wäre der Aufbau des Kompetenzzentrums °CALOR nicht möglich gewesen. Anschließend werden aktuelle und zukünftige Forschungsarbeiten vorgestellt:

• Übertragung der Methoden auf Magnesiumlegierungen, Nickellegierungen und Stähle,
• Analyse rascher Ausscheidungsvorgänge, Differential Fast Scanning Calorimetry (DFSC),
• Analyse rascher Schmelz-und Erstarrungsvorgänge mittels DFSC,
• DFG-Schwerpunktprogramm 2122 “Materials for Additive Manufacturing”,
• Korrelation mit Werkstoffstrukturen, höchstauflösende Transmissionselektronenmikroskopie.


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