Das Institut für Physik der Universität Rostock trauert um Dozent Dr. rer. nat. habil. Gerhard Herms.

Gerhard Herms kam 1959 nach dem Physik-Studium an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg als Assistent zu Prof. Gerhard Becherer an das Institut für Physik nach Rostock. Er hat durch seine Arbeiten den Bereich „Glasstrukturforschung“ am Institut mit etabliert, der national und international erfolgreich war. Hervorzuheben ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Otto-Schott-Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Gerhard Herms widmete seine Forschung verschiedenen Aspekten des atomaren Aufbaus oxydischer Gläser und Schmelzen und der Weiterentwicklung von Röntgenbeugungsmethoden. Er promovierte 1968 zum Thema photographischer Filterdifferenzverfahren. Ein Höhepunkt seiner Arbeit war die Beschaffung und Inbetriebnahme einer Röntgendrehanodenanlage, wodurch die Röntgenstrukturanalyse im Institut auf eine damals sehr moderne Basis gestellt werden konnte. Im Jahr 1980 folgte die Habilitation zu methodischen Fragen der Glasstrukturuntersuchung mittels Röntgengroßwinkelbeugung. 1983 wurde Gerhard Herms zum außerordentlichen Dozent ernannt. Auf seinem Forschungsgebiet organisierte er ein Seminar zur Röntgenstrukturanalyse von Gläsern und Glasschmelzen. In der Vereinigung für Kristallographie (VfK) leitete er den Arbeitskreis „Nichtkristalline und partiell kristalline Strukturen“. 1985 war er Organisator der VfK-Jahrestagung in Rostock. Mit viel Elan nutzte Gerhard Herms in den Jahren nach der politischen Erneuerung der Universität Rostock die neuen Forschungsmöglichkeiten, zum Beispiel mit Messkampagnen am Synchrotron bei DESY Hamburg und über Drittmittelprojekte. Wichtige Ergebnisse zu Glasschmelzen konnten publiziert und auf internationalen Tagungen vorgestellt werden.

In der Lehre hielt Gerhard Herms viele Jahre Vorlesungen zur Experimentalphysik für verschiedene Ingenieurstudiengänge. Bei der Vermittlung physikalischer Sachverhalte konnte er die Studierenden durch seine eigene Begeisterung für die Physik motivieren. Er unterstützte den Ausbau der Physikalischen Sammlung und trug mit einer Handreichung zur Fehlerrechnung im Physikalischen Praktikum (1974) zu einer neuen Qualität in der Lehre bei. Seine Begeisterung für wissenschaftlich-technische Sachverhalte wurde auch in populärwissenschaftlichen Vorträgen, Schauvorlesungen und Aufsätzen deutlich, so zu Themen der Raumfahrt im Rahmen der Urania (Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse). Gerhard Herms unterstützte auch regelmäßig die Durchführung von Physikwettbewerben an Schulen.

Neben der Lehr- und Forschungstätigkeit war Gerhard Herms von 1992 bis zu seinem Ruhestand 1997 Verantwortlicher für Studium und Lehre sowie Vorsitzender des Prüfungsausschusses des Fachbereichs Physik.

Von den Studierenden wie von den Kollegen wurde er wegen seiner Persönlichkeit und der fachlichen Kompetenz gleichermaßen geschätzt. Das Institut für Physik der Universität Rostock wird Dozent Dr. Gerhard Herms ein ehrendes Andenken bewahren.


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