Zur Neuererbewegung an der Sektion Physik

Laborantin Renate Nareyka erhält eine Prämie für die Literatur-Erfassung im Zusammenhang mit der Rostocker Elektrolyt-Datenbank SAFE.
Die Rostocker Elektrolyt-Datenbank entsteht ab 1970 und ist ein Programmsystem und eine Datensammlung, zuerst für BESM-6, danach als Version SAFE 77 für ESER 1040. Reproduktionen aus [2]: Titelausdruck (o.) und Struktur-Diagramm (u.).

In einer aktuellen Pressemeldung der Universität Rostock (vom 16.01.2017) ist zu lesen, dass das Patent- und Normenzentrum (PNZ) der Universitätsbibliothek Rostock positiv evaluiert wurde [1]. Die Leiterin Dr. Jutta Köwitz (Chemiestudium 1976–1981) und Mitarbeiter Dr. Erik Schreiber (Physikstudium 1985–1990) sind Ansprechpartner zum Patent- und Markenschutz. Die Recherche in Datenbanken fördert die DDR-Patente zu Tage, so 16 von Dr. Fritz Kuhlmann (1940-1998) und 14 von Dr. Wolfgang Schütt (geb. 1945). Nicht so leicht aufzuspüren sind die unzähligen Neuerervorschläge, die bis 1989 an der Universität Rostock eingereicht werden.

Hier soll beispielhaft an das Neuererwesen zu DDR-Zeiten an der Sektion Physik erinnert werden. Als staatlich gelenktes Verfahren hat es einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Die reproduzierte Urkunde zeigt, dass im Jahr 1977 Kollegin Renate Nareyka (geb. 1954, leider mit Schreibfehler im Vornamen) eine Vergütung von 40 M (Mark der DDR) für ihren Neuerervorschlag EDV-Erfassung von Sonderdrucken erhält. Die Urkunde ist unterschrieben vom Direktor der Sektion Physik Prof. Heinz Ulbricht (geb. 1931) und vom Leiter für Neuererwesen Dr.-Ing. Bernhard P. Rother (geb. 1934).

Die Elektrolyt-Datenbank ist lochkartenorientiert, auch noch in der Version SAFE 77. Sie ist sicherlich keine Erfindung im Sinne des heutigen Patent- und Markenschutzes. Der Leiter des Projekts SAFE, Rainer Sändig (geb. 1944), erhält ebenso wie Renate Nareyka und weitere Bearbeiter finanzielle Anerkennung als Neuerer und Rationalisator.

Der Plan von Dozent Rainer Sändig, in der Rostocker Elektrolytforschungsgruppe einen eigenen modernen Rechner aus westlichen Komponenten zusammenzubauen, überlebt sich letztendlich durch den Mauerfall. Bei seinen NSW-Reisen (ins nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet, insbesondere in die USA) kann Sändig sicherlich Know-How und Speicherchips erwerben. Der Austausch von Wissenschaftlern und Studenten zwischen der Universität Rostock und der Brown-University in Providence (Rhode Island, USA) wird 1979 vereinbart und die Physik ist daran beteiligt. Aber bekannterweise können nur Reise-Kader ins NSW fahren. Im Herbst 1989 ist damit Schluss, so wie auch die DDR-Neuererverordnung am 08.08.1990 aufgehoben wird.

Literatur

[1] Patent- und Normenzentrum positiv evaluiert. Pressemeldung der Universität Rostock vom 16.01.2017.

[2] R. Sändig, K. Scherwinski, M. Grigo: Die Rostocker Elektrolyt-Datenbank SAFE. Rostocker Physikalische Manuskripte, Heft 6, Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, 1983.

Reinhard Mahnke und Erik Schreiber, Januar 2017

Kalenderblatt Februar 2017