Paul Kunze und die Kernphysik in Rostock
Im Wintersemester 1936/37 übernimmt Prof. Dr. Paul Kunze als Nachfolger von Prof. Christian Füchtbauer die Leitung des Rostocker Physikalischen Instituts. Paul Kunze ist einer der Mitbegründer der modernen Physik. In Rostock erforscht er in den 1930er Jahren die Kernreaktionen kosmischer Strahlen mit Atomen der Atmosphäre.
Geboren 1897 als Sohn eines Kaufmanns in Chemnitz, schenkt die "Institutsbesatzung" ihrem "verehrten Chef Herrn Prof. Dr. Kunze zum 60. Geburtstag" ein Fotoalbum des Physikalischen Instituts in Rostock. Dieses enthält Aufnahmen alles Räume des Instituts und den darin 1957 tätigen Personen.
Aus Anlass der 100-Jahr-Feier des Physik-Gebäudes am Universitätsplatz 3 sind 2010 alle Fotos des Kunze-Albums digitalisiert worden. Sie sind beschriftet zusammengestellt und, in Zusammenarbeit mit dem Verein Physik-Alumni Rostock, im kleinen Hörsaal am Universitätsplatz 3 als Posterserie gut sichtbar angebracht.
Zum Lebenslauf von Paul Kunze (geb. 02.11.1897, gest. 06.10.1986 in Dresden) verweisen wir auf den CPR [1]. Walter Mehnert (1924-2006), ein Schüler und langjähriger Mitarbeiter Kunzes in Rostock, berichtet 1991 aus persönlicher Sicht über die kernphysikalischen Forschungen in Rostock. Wir zitieren daraus [2]: "Im Mittelpunkt seiner [Kunzes] wissenschaftlichen Interessen stand die Ermittlung der Energieverteilung der kosmischen Partikel, und seine Apparatur [die Wilsonsche Nebelkammer] war ganz auf dieses Ziel ausgerichtet. Besonderer Wert wurde auf ein starkes, über die ganze Nebelkammer homogenes Magnetfeld gelegt."
Ein weiterer Schüler Kunzes ist Prof. Otto Fiedler (1931-2013), siehe CPR [3], der 1957 seine Physik-Diplomarbeit bei Kunze in Rostock schreibt und danach (1966) seinen Dr. rer. nat zum Thema Experimentelle Bestimmung von Wirkungsquerschnitten der Fusionsreaktionen ... an der TU Dresden erlangt.
Im Sommer 1958 verlässt Paul Kunze Rostock und wird Professor an der 1955 gegründeten Fakultät für Kerntechnik an der Technischen Universität Dresden (bis zur Schließung des Instituts für experimentelle Kernphysik und seiner gleichzeitigen Emeritierung 1962).
Literatur
[1] Eintrag zu Paul Kunze im Catalogus Professorum Rostochiensium: http://purl.uni-rostock.de/cpr/00002329
[2] W. Mehnert: Paul Kunze und die kernphysikalischen Forschungen am Physikalischen Institut. In: Beiträge zur Geschichte der Universität Rostock, Heft 17, 1991, S. 72-82.
[3] Eintrag zu Otto Fiedler im Catalogus Professorum Rostochiensium: http://purl.uni-rostock.de/cpr/00001413
Reinhard Mahnke, 30.01.2014, 06.04.2017