Das Institut trauert um Professor Eberhard Gerdes

Prof. Gerdes hat seine gesamte wissenschaftliche Laufbahn am Institut für Physik absolviert. Bereits 1946 begann er mit dem Physikstudium und schloss es 1951 mit dem Staatsexamen für das höhere Lehramt ab. Als Assistent und Lehrbeauftragter am Institut für theoretische Physik unterstützte er den Aufbau einer Abteilung für experimentelle Physik. In seiner Doktorarbeit untersuchte er Ultraschall in Flüssigkeiten mittels Elektrostriktion. Er schloss sie 1957 ab und wurde wissenschaftlicher Assistent am Institut. Seine 1968 eingereichte Habilitation beschäftigte sich mit „Beiträgen zur Bestimmung komplexer Dielektrizitätskonstanten elektrolytischer Lösungen im Dezimeterwellengebiet“ und war der Einstieg in die Forschungsarbeit, die er später als ordentlicher Professor in seiner Arbeitsgruppe vorantreiben sollte. Als Leiter der Arbeitsgruppe Physikalische Elektronik forschten er und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bis 1992 an der „Experimentellen Untersuchung der elektrischen Eigenschaften von Flüssigkeiten und Festkörpern“, insbesondere an Gläsern. Als Mitglied des wissenschaftlichen Rates der Hauptforschungsrichtung „Struktur fester Phasen und Kinetik der Phasenbildung“ an der Akademie der Wissenschaften Berlin wirkte er in der DDR über die Universitätsgrenzen hinaus.

Als Lehrender hat Professor Gerdes vielen Generationen den Zugang zur Elektronik vermittelt. Besonders seine Vorlesung zur Elektronik und der ihr zugrundeliegenden Physik war ein wichtiger Bestandteil der Physikausbildung der Universität Rostock. Das bis etwa 1980 aufgebaute Elektronikpraktikum wird immer noch in der damals entstandenen Struktur verwendet, jetzt mit hochmodernen Geräten. Trotz der räumlichen Enge im sogenannten „Klosterhof“, einem kleinen Teil des Westflügels des Universitätshauptgebäudes, wurde in seiner Arbeitsgruppe und von den dazugehörigen Diplomanden und Doktoranden, die von ihm mit großem Engagement betreut wurden, attraktive und erfolgreiche Forschung zu experimentellen Messmethoden und Eigenschaften von Flüssigkeiten und amorphen Festkörpern, insbesondere deren Viskosität und dielektrische Eigenschaften, betrieben, die ihren Niederschlag in etwa 100 wissenschaftlichen Publikationen fanden

Professor Gerdes war als gerechter und geschätzter Hochschullehrer, aber auch als humorvoll unter den Studierenden bekannt. Legendär ist er unter anderem auch durch seine gekonnten und witzigen Beiträge auf dem alljährlichen Physikereinstand und zu den Schaltjahreskolloquien geworden. Seine Telefonate mit dem Vatikan stellten in den Siebzigerjahren Höhepunkte dieser Kolloquien dar und seinen letzten Beitrag hielt er weitere 30 Jahre später 2012.

In den letzten Jahren hielt Professor Gerdes eine enge Verbindung zum Institut für Physik durch seine regelmäßigen Besuche wissenschaftlicher Kolloquien und öffentlicher Veranstaltungen, zuletzt Weihnachten 2019. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen Töchtern und deren Familien. Das gesamte Institut für Physik der Universität Rostock wird Professor Gerdes ein ehrendes Andenken bewahren.

Prof. Gerdes ist am 4. Januar 2020 im Alter von 91 Jahren verstorben.

Prof. Dr. Stefan Scheel
Geschäftsführender Direktor des Instituts für Physik

Prof. Dr. Wolfgang Schareck
Rektor der Universität Rostock


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