Richard Wachsmuth - Von Rostock nach Frankfurt

Richard Wachsmuth im höheren Lebensalter. Aus der Fotosammlung des Universitätsarchivs der Universität Frankfurt.
Das erste Gebäude des Rostocker Physikalische Instituts auf dem Hof des Universitätshauptgebäudes wird im Januar 2006 abgerissen (Fotos: D. Bojarski)

Richard Wachsmuth (geboren am 21.03.1868 in Marburg, Studium der Naturwissenschaften in Heidelberg, Berlin und Leipzig, Promotion 1892, venia legendi 1896) kommt aus Göttingen im Juni 1898 als a.o. Professor der Physik an die Universität Rostock [1]. Der Ordinarius Ludwig Matthiessen leitet das Rostocker Physikalische Institut von 1874 bis 1905. Im Jahre 1886 wird Privatdozent Paul Moennich sein Mitarbeiter (bis 1895), gefolgt drei Jahre später von Richard Wachsmuth. Die chronologische Übersicht der Rostocker Hochschullehrer der Physik von 1874 bis zur Gegenwart, eine Visualisierung auf Basis des Rostocker Professoren-Katalogs (CPR), erstellt von R. Mahnke, Institut für Physik, zeigt im ersten Blatt die personelle Entwicklung der Experimentellen und Theoretischen Physik an der Universität Rostock von 1874 bis 1945.

Nach Emeritierung des 75jährigen Matthiessen im Jahre 1905 hat R. Wachsmuth kommissarisch für ein Semester die Institutsleitung inne und verlässt anschließend Rostock als Ordentlicher Lehrer an die Militärakademie zu Berlin. Seine Karriere setzt er 1907 in Frankfurt a. M. fort [2]. Nach einer Dozentur am dortigen Physikalischen Verein, einer Professur für Experimentalphysik an der Akademie wird Wachsmuth am 16.08.1914 der erste Rektor der neugegründeten Königlichen Universität zu Frankfurt am Main. Gleichzeitig ist er Direktor des Physikalischen Universitäts-Instituts. Während seiner Institutsleitung wird dort im Februar 1922 der weltbekannte Stern-Gerlach Versuch durchgeführt, siehe dazu auch Otto Stern. Am 1. Januar 1941 verstirbt Wachsmuth in Icking bei München im Alter von 72 Jahren.

Kommen wir nochmals auf Wachsmuths Rostocker Zeit zurück. Ab Wintersemester 1898/99 führen Matthiessen und sein erster Mitarbeiter das Physikalische Praktikum häufig gemeinsam durch. A.o. Professor Wachsmuth bietet eine Reihe von Vorlesungen an, so jährlich die Mechanische Wärmetheorie bis WS 1904/05, Potentialtheorie (1899/1900 bis 1903/04), Ausgewählte Kapitel der Hydro- und Elektrodynamik (1901) und andere.

Ein bleibender Verdienst von Richard Wachsmuth ist sein Aufsatz [3] von 1901 über das (erste) Rostocker Physikalische Institut auf dem Hof des Universitätshauptgebäudes (Anschrift: Kröpeliner Str. 2). Diese detallierte Schilderung ist für die Forschung zur Geschichte der Rostocker Physik von großer Relevanz. Über die Studenten schreibt Wachsmuth [3]: "Die Zahl der Studirenden, welche an den praktischen Uebungen theilnehmen beträgt im Semester etwa 40-50, die der selbstständig Arbeitenden 5-10".

Quellen

[1] Eintrag zu Richard Wachsmuth Catalogus Professorum Rostochiensium: http://purl.uni-rostock.de/cpr/00002334

[2] W. G. Saltzer: Richard Wachsmuth. In: Physiker und Astronomen in Frankfurt, K. Bethge und H. Klein (Hrsg.), Alfred Metzner Verlag, Frankfurt, 1989, S. 1-12.

[3] R. Wachsmuth: Das Physikalische Institut. In: Festschrift der XXVI. Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, Rostock, 1901, S. 318-320.

Reinhard Mahnke, 26.06.2014, 06.04.2017

Kalenderblatt Juni 2014